2025 Februar: die Vorbereitungen sind abgeschlossen
- tr7079
- 23. Feb.
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Seit September 2024 bereite ich mich auf meine Reise vor. Auf dreierlei Arten habe ich mich mit der Seidenstrasse befasst: geografisch, administrativ und mental. Geografisch heisst, auf alten und auf aktuellen Karten die Seidenstrasse gesucht und meine Wunschroute und Wunschorte rausgeschrieben. Es gibt sie nicht, DIE Seidenstrasse, es gibt eine südliche und eine nördliche Route und ganz viele Seitenstrassen der Seidenstrasse. Als erstes entstand die «Ländertabelle» mit allen Angaben des TCS und des EdA: wo geht was, worauf muss man Acht geben, welche Formalitäten sind nötig, Anlaufstellen, Währung, Sprache, Maut, Botschaften und vieles mehr von 28 Ländern. Damit vertiefte ich mich in die konkreten Visa-Anforderungen und füllte erste Anträge aus. Für mein Motorrad braucht es auch einen «Pass», ein sogenanntes «Carnet de Passages», welches aber nicht überall gilt und nicht überall nötig ist. Kleine Randbemerkung: das Carnet ist günstig, man muss aber den Neupreis des Fahrzeuges auf ein Garantiekonto einzahlen, wo das Geld so lange liegen bleibt, bis das überall abgestempelte Carnet wieder eingeschickt wird. In der Schweiz geht das am einfachsten über den TCS. Das mit den Ausweisen ist so eine Sache: es lohnt sich, einen zweiten Pass (Austauschpass) machen zu lassen, so kann man allenfalls einen Visum-Service aus der Schweiz ermöglichen. Ansonsten den internationalen Führerschein und von allen Ausweisen Scans und Kopien. Genügend Passbilder für alle Visa-Anträge, ein Blatt mit allen Finger- und Handballen-Abdrücken, Fotos vom Töff, Fahrzeugausweis, grüne Karte uvm. Zu den Versicherungen: Unfall geht über die Krankenkasse, hierzu braucht es eine Bescheinigung in Englisch mit der Höhe der Deckungen, Reiseversicherung geht bei mir über die MOBILIAR, im Osten aber über den ETI-Schutzbrief TCS, genauso der Rechtsschutz, bzw. Verkehrsrechtschutzversicherung. Hier muss man vorsichtig sein, denn der Verkehrsrechtschutz muss die «Bearbeitungsgebühren» einschliessen, das heisst, alles rund um die Rechtsvertretung wie Übersetzungen etc. Das kann schnell einige CHF 10'000.- kosten. Auch hier braucht es Dokumente, in welcher Höhe eine Deckung garantiert wird. Am einfachsten ist eine Word-Datei, die dann in die gewünschte Sprache übersetzt werden kann. Zu beachten gilt es, dass an den meisten Ländern des Orients an der Grenze eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden muss. Für einen Grenzübertritt rechnet man mit 5 Stunden.
Internet, WLAN und Telefonie
Alles östlich der Türkei deckt mein Handy-Provider nicht mehr ab. Ich habe zwei Varianten getestet, zum einen den Starlink-Empfänger, der sich als viel zu gross und schwer herausstellte, und zum anderen einen POKEFI mobile Router, der bereits von 170 Ländern die eSIM installiert hat und mit einem zentralen Datenguthaben bedient werden kann. Eine Alternative zum POKEFI wäre, in jedem Land eine eSIM zu kaufen, zu laden und ins Handy zu friemeln. Da meine Himalayan 452 kein zusätzliches Navi hat, sondern die Navigation über Google Maps vom Handy direkt auf den grossen Tacho beamt, bin ich von einem stabilen Netz abhängig. Hier noch eine Bemerkung, es gibt Stimmen, die meinen, ein separates Navi sei viel besser dabei nicht wissen, dass Google Maps der grösste Kartenproduzent ist und alle bei Google Kartenmaterial einkaufen. Ich als ü60 habe natürlich auch noch physische Karten, einen physischen Kompass und einen Höhenmeter aus meiner Kletterzeit dabei, ohne Batterie und ohne WLAN-Abhängigkeit. Ein Satelliten-Telefon habe ich nicht dabei, denn Elon Musk hat 2025 mit Apple einen Deal gemacht, dass ab IOS 18.3.1 nicht nur Notrufe, sondern Textnachrichten über Satelliten abgesetzt werden können. Wie zu allen Systemen, habe ich ein Backup dabei, also in diesem Fall ein zweites iPhone. Es gibt Grenzübergänge, an denen auf dem Handy komplett alle Fotos gelöscht werden mit der Begründung, es wären militärische Anlagen fotografiert worden. Mein Tankrucksack ist mit USB-C verbunden, sodass ich immer Strom in der Tasche habe. Ansonsten habe ich zwei Powerbanks, eine als Starter und eine mit Solarzellen, zusätzlich noch ein faltbares Solarpanel. Aber zur detaillierten Ausrüstung komme ich später. Meine Handys werde ich entschlacken und alle APPs, die ich auf der Reise nicht benötigen werde, löschen.
Sehr früh habe ich einen Zeitplan, einen Excel-Kalender erstellt. Diesen habe ich mit meiner Astrologin angeschaut. Jetzt weiss ich über die 8 Monate, worauf ich achten muss, wann ich mich erden muss, wann ich mich nicht mit Autoritäten anlegen soll, wann alles gelingt und wann ich auf meine Gesundheit achten muss. Der Zeitplan ist auch Grundlage für die Visa-Anträge. Er ist so aufgestellt, dass ich nirgends etwas muss, aber überall alles kann. Die politische Lage ist dermassen volatil, dass ich das machen werde, was machbar sein wird.
Zahlungsmittel
Ich nehme etwas Cash mit, EUROs und Dollars. Kleine Stückelungen und nur für den Notfall. Hauptzahlungsmittel ist VISA einer Neobank.
Sicherheit
Nebst den Versicherungen, die ich schon erwähnt habe, habe ich auch noch einen Pfefferspray dabei, eher gegen Hunde oder Bären als gegen Menschen und Signalraketen, für visuell Notrufe. Dann einen Multifunktionsstock, den ich mit diversen Tools ausstatten kann, vom Wanderstock über die Harpune bis zur Fischerrute. Ein Zelt, eine Matte und ein Schlafsack gehören ebenfalls zur Sicherheitsausrüstung. Wasserfilter, Wassertabletten und ein 2 lt Thermos ermöglichen mir überall zu Trinkwasser zu kommen. Landkarten von «Reise Knowhow» wasser- und reissfest, sowie die erwähnten analogen Höhenmeter und Kompass. An der Himalayan habe ich die schweren Motorschutzbügel/-platten, Handschütze, hohe Windschutzscheibe sowie 2 Zusatztanks mit je 5 lt. In Usbekistan findet man z.B. praktisch kein Benzin, weil alles mit Gas betrieben wird. Zur Sicherheit gehören auch die Fahrtechnik und die Technik, das voll beladene Motorrad jederzeit wieder aufstellen zu können. Beim Helm habe ich mich für einen Integralhelm, einen Klapphelm von Shark entschieden, denn der lässt sich komplett öffnen (Kinnteil nach hinten klappen). Die Endurohelme sind bei Sand- und Steppenfahrten ungünstig, denn man hat den ganzen Staub im Gesicht, aber das ist Ansichtssache. Stiefel, Anzug und Handschuhe sind von BMW.
Werkzeug
Ich habe zwei schwarze Kunststoffrollen mit Werkzeug und Ersatzteilen, von Ersatzspeichen über Kabelzüge, Sicherungen, Steuergerät, Luft- und Ölfilter, Steckschlüssel, Gabelschlüssel, Zangen. In den Alukoffern gibt es noch Kabelbinder in allen Ausführungen, Flickzeug für Schlauch und Pneu, Sekundenkleber, Epoxidharze, Klebbänder in allen Ausführungen uvm. Viele Male habe ich alles wieder ausgepackt und umgepackt und werde das sicher noch oft auf der Reise machen. Die Originalreifen sollten halten bis Kirgistan, wo ich einen Service und neue Pneu: Heidenau Scout aufziehen lasse.
Orte, die ich besuchen möchte
Ein früh angelegtes Dokument listet die Orte auf, die ich besuchen möchte. Vom Winnetous-Land, den bosnischen Pyramiden, über Thessaloniki, Pamukkale, Ani-Ruinen, Burj al Babas, Buchara, Samarkand, Osh und viele hundert mehr. In meinem Blogeinträgen werde ich alles dokumentieren.
Länder der Seidenstrasse, die ich bereisen werde
Schweiz, Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Nord-Mazedonien, Albanien, Griechenland, Türkei, Nord-Irak, Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kasachstan, Russland, Mongolei, China (Xi’an).
Zurück: China, Kirgistan, Kasachstan, Russland (Transfer am Kaspischen Meer), Georgien, Türkei, Griechenland, Balken, Italien, Schweiz.
Die schwierigste Route über Iran, Turkmenistan und Usbekistan (ca. 3 Wochen) werde ich zusammen mit einer Töff-Gruppe mit Begleitfahrzeug und Trailer aus SG bewältigen, denn die Länder verlangen einen Begleitschutz und viele versicherungstechnische Kinkerlitzchen und anspruchsvolle Visumsanforderungen, welche in der Gruppe viel einfacher zu erfüllen sind.
Länder, die aktuell nicht zu bereisen sind: Syrien, Armenien, Aserbaidschan, Afghanistan, lasse ich aus.
Kleidung
Die warmen Kleider, die ich bei der Abfahrt Ende Februar mit Schnee auf dem San Bernardino benötige, werde ich in der Steppe Kirgistans, der Wüste Gobi und der Taklamakan brauchen können. Sonst wird alles zu warm sein, aber lieber schwitzen als frieren. Die Protektoren trage ich in einer Protektorenjacke, welche ich auch ohne Goretex Jacke tragen kann. Wanderschuhe, Wandersandalen und Hausschlappen gehören wie mehrere Garnituren Merino-Wäsche, Freizeithosen, Wanderjacke, Handschuhe und was man sonst noch so braucht in 8 Monaten. Alles ist systematisch in farbige, wasserdichte Säcke verpackt.
Warum eine Royal Enfield Himalayan 452?
Ich habe schon viele Töffs gefahren, eine BMW, eine Sportster 1200, eine 2-lt-Harley Davidson, einen Ural-Seitenwagen. Die letzte Evaluation hat mich zur Himalayan geführt, Kriterien waren: Zuverlässigkeit (wird sich herausstellen), wenig Schnickschnack, einfache Mechanik, Geländefähigkeit, Leichtigkeit, Kraft, Verbrauch und Wert (Diebstahl uninteressant). Den Sattel habe ich durch einen Tourensattel ausgetauscht und die Sattelhöhe ist ein Kompromiss aus Kniewinkel und sicherem Abstehen können, was speziell im schweren Gelände wichtig ist. In Kirgistan, Osh, werde ich einen Service machen und neue Schlappen aufziehen. Die Himalayan hat zwei Seitenkoffer aus Alu, eine wasserdichte Tasche mit Kleidern, zwei schwarze Kunststoffröhren für Werkzeug, einen Tankrucksack und zwei Zusatztanks an den vorderen Sturzbügeln. Die Reichweite beträgt vollgetankt ca 750km. Das Zusatzgewicht beträgt ca 50 kg, was ein Gesamtgewicht von ca 240 kg ergibt. Ich habe AirTags am Motorrad und in Taschen. Ob die in Ländern mit einer tiefen iPhone-Dichte funktionieren werden, wird sich zeigen.
Warum reise ich allein?
Eine Solo-Reise offeriert optimale Flexibilität, in jeder Situation kann ich schnell und schlank entscheiden, kann meiner Nase folgen und auf meinen Instinkt vertrauen. Das Kennenlernen von lokaler Bevölkerung ist ebenfalls eher einfacher, oder besser gesagt, ich werde einfacher Unterschlupf finden. Allein reisen heisst aber auch, allein zu sein, wenn etwas passiert. Wenn ich verletzt bin, wenn ich krank werde oder wenn mich der Seelenschmetter erfasst. Darauf habe ich mich vorbereitet. Die erwähnten Länder, welche mir eine Solo-Reise nicht ermöglichen, durchquere ich wie bereits erwähnt mit einer 14-köpfigen Gruppe mit Begleitfahrzeug.
Wie werde ich dokumentieren?
Die heutigen iPhone 16 machen hervorragende Fotos. Zusätzlich habe ich eine Insta360-X4 dabei, mit einer GPS-Remote-Control und verschiedene Stativstangen. Mit der 3m langen Stangen lassen sich drohnen-ähnliche Aufnahmen machen. Die Aufnahmen sind sehr einfach, denn man filmt mit 8K 360° und wertet erst am Abend, beim Tee, die Ansichten aus, die auf dem Video zu sehen sein sollen. Als Ergebnis werde ich wohl mehr Videos posten als Texte, aber auch das wird sich noch zeigen.
KI (künstliche Intelligenz) wird mich begleiten
Ich habe mir 4 Themen für die KI vorgenommen: Reiseroute, Motorrad, Gesundheit und Reisebericht. Was heisst das? Wenn ich ChatGPT eine Frage stelle, bekomme ich wohl eine sehr fundierte, aber allgemeine Antwort. Soll diese Antwort individualisiert sein, also auf mich persönlich zugeschnitten, muss ich einen sogenannten Prompt schreiben. Thema: Reiseroute: ich habe hinterlegt, dass ich keine Hotspots, sondern eher «lost places» sehen möchte, Natur, Strassenpräferenzen, Reichweite, Wattiefe, Übernachtungvorlieben, Tankstellen, Wasserstellen, Maut, kurz und schnell oder langsam und schön uvm. Motorrad: im Fall eines Schadens, möchte ich ein Foto davon machen und KI soll mich beraten, was zu tun ist. Das funktioniert nur, wenn KI zu meiner Himalayan etwas findet im Netz. Ich kann aber ganz individuell die originalen Garagisten- und Service-Handbücher und alles, was es zu meinem Motorrad gibt, als PDF im Prompt hinterlegen. Damit kriege ich sofort eine richtige Antwort. Gesundheit: sollte ich von einer Schlage oder einer Spinne gebissen werden und vielleicht noch die Chance haben, das Tier zu fotografieren, dann wird mir KI schnell helfen können in der Analyse. Jegliche Verletzungen können mit Unterstützung von KI analysiert werden. Wo sich der nächste Arzt oder gar Spital befindet, ist ebenfalls schnell gefunden. Reisebericht: damit habe ich noch nie gearbeitet. Meinen Schreibstil kennt ChatGPT bereits, da ich einmal ein paar dutzend Veröffentlichungen in einem Prompt hinterlegt habe. Noch traue ich der Sache aber nicht ganz. Sicher hilfreich wird das automatische Erfassen der Routen mit Koordinaten sein etc.
Was ich jetzt noch nicht erwähnt habe, sind die Sprach- oder Übersetzungstools. KI ist überall omnipräsent, in DEEPL, GOOGLE-Translator oder ChatGPT. Das wird auch nötig sein, denn sobald ich die Länder der Alphabet-Sprache und -Schrift verlasse, schon bei griechisch oder kyrillisch, bin ich ohne Hilfe verloren. Ich werde kein Schild mehr lesen können, was verheerend sein könnte, wenn ich beispielsweise meine, es stünde: «herzlich willkommen», dabei steht: «Achtung Minenfeld». Bei Konsonanten-, Abugida-, Silben- oder logografischen Schriftsystemen, muss ich ebenfalls passen.
Wir wünschen dir von Herzen eine gute und sichere Reise, spannende Begegnungen und jede Menge tolle Eindrücke!!! Bleib gesund und munter,
liebe Grüsse
Doris & Peter
Viel Glück und Spass auf deiner Reise... der Weg ist das Ziel... freue mich über tolle Reiseabenteuer Berichte herzlich Dorine
Liaba Tömel
I wünscha diar viel spass und ganz tolli begegniga uf dinara reis und freua mi uf tolli reisebricht.
Liabs grüassli vur Lenzerheide Assunta🥰