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Im Land der Derwische (10.März '25)

  • tr7079
  • 10. März
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 15. März

Heute bin ich früh auf den Beinen, just zum «Morgestraich», denn der Wetterbericht prognostiziert viel Regen und Sturm. Ich habe zwei Ziele, zum einen das Derwischkloster in Blagaj-Tekke und die Stadt Mostar mit der berühmten Brücke Stari Most.

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Die Fahrt von ca 65km geht zu einem grossen Teil entlang dem Fluss Neratva, vorbei an schönen Dörfern.

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Einer der schönsten und friedlichsten Orte in Bosnien-Herzegowina ist das Derwischkloster in Blagaj. Das muslimische Gebetshaus der Sufi-Bruderschaft wurde bereits im 18. Jahrhundert direkt am unteren Ende einer 200 Meter hohen Felswand gebaut, genau dort, wo die Buna entspringt und in einen kleinen Wasserfall mündet. Der Anblick ist magisch! Das Kloster wurde in den letzten 400 Jahren durch herabstürzende Felsbrocken mehrmals zerstört und jedes Mal wieder aufgebaut.

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Weil ich so früh unterwegs war, konnte ich bis ans Kloster fahren, vorbei an dutzenden von Marktständen, welche Handwerkliches feilbieten, aber momentan noch geschlossen sind. Ich durfte diesen magischen Ort ganz allein geniessen, in allen Restaurantterrassen die schönen Perspektiven suchen und sogar in der Klosteranlage wandeln.

Die Sufis (Sufi heisst Wolle) sind mir sympathisch, denn der Derwisch-Tanz ist etwas, das ich selbst gerne mache, obwohl böse Zungen behaupten, bei mir sähe es eher aus wie ein Irrwisch-Tanz. Link: https://youtu.be/QshIght8EOY. Leider konnte ich nicht mit einem Sufi reden, ich sah nur einen und der war noch im Trainer und verschwand sofort. Ich möchte hier noch meine Schwester Barbara zitieren: "der Sufismus war sehr wichtig, um die Türken vom Tengrismus zum Islam zu führen. Sozusagen eine Brücke vom Schamanismus via den mystischen, spirituellen Sufismus zum klassischen Islam".

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Weiter geht’s, etwa 10 km bis ins Zentrum von Mostar. Die Stadt ist mit ihren 75'000 Einwohnenden, die im Stadtgebiet leben, etwa so gross wie St. Gallen. Die historische Stari Most liegt im Zentrum der beiden Altstädte links und rechts des Flusses Neratva. Die Altstadt ist autofrei.

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Ich bin mit dem Töff bis zur Brücke gefahren und als mich ein Polizist angesprochen hat, habe ich ihm erklärt, ich müsse eine Pizza abholen. Das fand er lustig und ging wieder.

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Über 420 Jahre lang war die 1566 erbaute Brücke gesellschaftliches und wirtschaftliches Zentrum, bis sie 1993 im Bosnienkrieg zerstört wurde. 1995 baute man die Stari Most originalgetreu wieder auf. 2005 wurde die Alte Brücke in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen – nicht nur aufgrund der architektonischen Besonderheit, sondern auch wegen der symbolischen Tragkraft. Zu beiden Seiten der einbogigen Brücke erstreckt sich die Altstadt von Mostar, die zahlreiche Gebäude aus der osmanischen Zeit beherbergt. Ein Streifzug durch die Gassen lässt architektonische Feinheiten, kleine Lokale und Geschäfte entdecken. Als äußerst sehenswert erweisen sich die Karadjoz-Beg-Moschee, welche leider noch geschlossen war.

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Nur wenige Meter vom Unesco-Weltkulturerbe entfernt zeigt sich ein anderes Mostar. Ein komplett anderes Bild, ein beklemmendes, trauriges und bedrückendes.

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Manchmal meine ich noch den Geruch von Pulverdampf wahrzunehmen. Ein Grossteil der Fassaden ist immer noch überzogen mit Einschusslöchern; zerbombte Ruinen, die neben neu gebauten oder renovierten Häusern stehen. Aber wer hat denn hier gegen wen gekämpft? Historisch gehörte Mostar ins osmanische Reich, nach dem grossen Türkenkrieg zu Bosnien unter österreichisch-ungarischer Verwaltung. Im Bosnienkrieg bekämpften sich Kroaten und Bosniaken, dabei wurde die Stadt durch Vertreibungen in einen kroatisch-westlichen sowie einen bosniakisch-östlichen Teil aufgeteilt.

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Ich habe noch einen türkischen Kaffee getrunken und die Frau hat mir ein weisses Tellerchen für das Kaffeesatz-Lesen gebracht. Leider war alles kyrillisch, sodass ich nichts herauslesen konnte.

Im angekündigten Regen bin ich wieder zurück nach Komarna, welches zwischen Neratva-Delta und der Pelješac-Brücke liegt, gefahren. Die Wohnung habe ich 2 Tage verlängert, weil Dauerregen angesagt ist.

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1 Kommentar


ThomasFranck
15. Apr.

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Hat sich anscheinend seit 2013 nicht viel verändert.
Hat sich anscheinend seit 2013 nicht viel verändert.

1998 in meinem 1. SFOR Einsatz war die Brücke noch zerschossen. Auch 2013 war abseits der Touristen Strassen alles noch mit Einschusslöchern übersäht.


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