Jolfa – Ankommen im Schweigen der Steine
- tr7079
- 19. Mai
- 1 Min. Lesezeit



11.5.25
Die Grenze liegt hinter mir, doch nicht vergessen –
wie ein Schleier aus Staub und Geschichte.
Vor mir breitet sich das Aras-Tal aus,
der Fluss ein silbernes Band zwischen Welten.
Jolfa empfängt mich nicht mit Lärm,
sondern mit einer stillen Würde,
wie ein alter Freund, der nur schweigend nickt
und mich mit der Hand auf die Schulter heißt.
Ich folge der Straße durch ein weites, windgeformtes Land
bis zur St. Stephanos-Kirche,
die aus dem Fels zu wachsen scheint,
verwoben mit Licht, Schatten und Erinnerung.
Hier atmen Mauern in Sprachen, die längst verstummt sind.
Hier ruht Armeniens Seele
inmitten Persiens Herz.
Die Ikonen flüstern von Geduld,
die Steine von Gebet,
und der Wind trägt die Psalmen
über das Tal wie einst die Karawanen.
Ich setze mich.
Spüre das Gewicht der Stille.
Sie ist kein Mangel an Klang,
sondern ein Raum, in dem die Seele gehört wird.
In Jolfa beginnt der Iran nicht mit einem Paukenschlag –
sondern mit einem Hauch.
Einem Innehalten.
Einem Lauschen auf das, was war –
und das, was kommen darf.


Jolfa – ein Grenzort mit tiefer Geschichte
Jolfa liegt im äußersten Nordwesten Irans, eingebettet ins weite Aras-Tal an der Grenze zu Aserbaidschan und Armenien. Der Ort war einst ein Knotenpunkt der nördlichen Seidenstraße und birgt bis heute Spuren armenischer Kultur und christlich-persischer Koexistenz.




Besonders beeindruckend ist die außerhalb gelegene St. Stephanos-Kirche, ein UNESCO-Weltkulturerbe, das in einer felsigen Schlucht aus dem 9. Jahrhundert emporragt. Jolfa ist kein klassisches Reiseziel – und gerade darin liegt sein Reiz: Als Ort des Ankommens, der Stille und des Übergangs bietet es eine würdevolle Einstimmung auf die Vielfalt des iranischen Hochlands.
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