Ruf der Freiheit (4. März '25)
- tr7079
- 4. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. März

Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde
Das haben wir jeweils ins Poesie-Album unserer Schulkameradinnen geschrieben. Ohne Haus und Hof wurde schnell klar, dass das mit den Pferden schwierig wird. Aber was ist die Alternative? Ein Auto, ein WoMo, ein Fahrrad oder ein Töff? Im Film «Easy Rider» haben wir letzteres als das Richtige auserwählt. Die totale Freiheit mit Wind im Haar, Leder-Boots an den Füssen, abgefuckten Klamotten und einem bösen Blick hinter der RayBan.
Der Ruf der Freiheit auf dem Sattel der Himalayan
Das mit dem Wind in den Haaren, kann ich vergessen mit meiner Glatze. Aber alle anderen Versprechen werden voll erfüllt:
- Das Gefühl, ein König zu sein und die Landstrasse als Dein Reich zu betrachten, geht gut in Erfüllung, bis andere Verkehrsteilnehmer Dich übersehen, abdrängen, anhupen, dir den Weg abschneiden oder überholend auf deiner Seite entgegenkommen.
- Mal schnell in den Badelatschen zum Einkaufen fahren, na ja, das kann man vergessen, schliesslich sind wir Biker und entsprechend angezogen. Die volle Einkaufstasche in den Kofferraum gestellt oder halt irgendwie zwischen den Beinen balaciert.
- Kurzer Sprung ins kühle Meer, welches azurblau lockt. Schnell raus aus der Ritterrüstung (Protektorenrüstung), Gepäck nach Badehosen und Badetuch durchsucht und dann rein in die Erfrischung. Die Salzschicht auf der Haut juckt die nächsten Stunden, das nasse Badetuch und Badehosen wieder rein in die wasserdichte Tasche und in die Ritterrüstung gehüpft (das dauert gut und gerne 20 Minuten). Ach ja, noch zu erwähnen, dass ich alle Habseligkeiten irgendwie festgekettet und abgeschlossen habe, weil ich schliesslich nicht in Badehosen und ohne alles dastehen möchte, wenn ich wie Ursula Andress aus dem Meer steige.
- Kleine Wanderung zum Gipfel, der schon von weitem gelockt hatte. Einmal Tenü-Wechsel komplett, Motorradstiefel und der Rest an den Helmschlössern festgemacht, Wasser in den Rucksack und schon geht’s los. Wieder zurück erst einmal eine Körperreinigung mit Body-Feuchttuch, damit die Ritterrüstung den Schweissgeruch noch nicht schon im ersten Monat annimmt.
- Kurzer Espresso in der Altstadt, die zum Glück autofrei, leider aber auch Töff-frei gehalten ist. Es heisst also: alle Schotten dicht, alles mittragen oder abschliessen. Zurückgelassen habe ich meinen Talisman, einen kleinen Hund/Bär, aber der würde wahrscheinlich nicht bellen. Natürlich habe ich ein Alarmschloss (oder mehrere), das ist so ein Ding, das man an die Bremsscheibe klemmt und das bei kleinster Bewegung auslöst. Das Anbringen ist einfach, das Abnehmen geht nicht ohne 140 dB Alarmsirene, speziell wenn sich der Schlüssel noch verhakt und nicht reingeht. Die Ohrenstöpsel, welche auf schnellen Fahrten die Windgeräusche dämmen, tun auch hier gute Dienste. Dafür muss man sie wieder rausnehmen, wenn man 10 italienischen Rentnern erklären muss, dass man sein eigenes Motorrad klauen möchte.
- Nur kurz am Kopf kratzen, oder an der Nase oder der Augenbraue, geht leider nicht, denn man hat ja einen Helm auf. Wenn es unerträglich wird, muss man anhalten. Der Poliziotto, der aus dem Nichts auftaucht und erklärt, man stehe im Halteverbot, kassiert einen bösen Blick von mir.
- Unterkunft wird kurzfristig storniert. Das sehe ich auf meinem Multi-Entertainment-Tachometer, natürlich genau dann erst, wenn ich auf dem Weg dahin bin. Diese WiFi-Vernetzung ist super angenehm, man weiss immer alles, auch wenn man es gar nicht wissen möchte. Anrufe, WhatsApps, Mails, Sprachnachrichten, alles wird angezeigt. Nur mit grossen Excel-Tabellen hat der Tacho Mühe, speziell mit komplexeren Formeln. Jetzt halte ich wieder an und suche nach einer neuen Unterkunft, was super easy geht mit meiner Büroausrüstung.
Ja, diese Freiheit als Biker muss Mann sich gönnen.
Nächster stopp: Autor👏👏👏♥️